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Helmut Thoma
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Helmut Thoma

Maler und Kunsterzieher. Er malte, wo immer er war - in Breslau, in Jugoslawien, dort zumeist auf der Insel Cres, in Berlin, auf Rügen, auf Teneriffa. Und er gab diese Leidenschaft seinen Studentinnen und Studenten mit auf den Weg, riet ihnen aber auch, einen “Brotberuf” (das Lehramt) mit anzustreben - so wie er es in seinem Studium gemacht hatte.
“Meine Malerei scheint mir ohne Ende zu sein, weit und unermeßlich wie das Weltall. Sie scheint mir immer jung und neu. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie von mir abhängig ist. Eher bin ich von ihr abhängig. Sie kann auch nicht durch mich oder meinen Tod beendet werden. Sie ist ein Quell, der unermüdlich fließt...” (1984).

1909               Am 17. August in Lugnian/Krs. Oppeln in Oberschlesien geboren
1930-1932      Studium in Breslau u.a. bei Oskar Moll
1932-1934      Studium in Berlin bei Georg Tappert und Konrad von Kardorff
1935-1940      Kunsterzieher (Studienrat) an Berliner höheren Schulen
1940-1945      Kriegsdienst
1945-1948      In sowjetischer Gefangenschaft
1948               Beginn der Lehrtätigkeit an der Abteilung Kunstpädagogik der Staatlichen Hoch-
                       schule für Bildende Künste Berlin (heute: Universität der Künste Berlin)
1950-1974      Professor für Malen und Zeichnen ebenda
1955-1984      Regelmäßige Aufenthalte auf der Insel Cres/Jugoslawien
seit 1981        Aufenthalte auf der Insel Teneriffa
seit 1984        Ständiger zweiter Wohnsitz San Andrés/Teneriffa
1993               10. September Tod in Berlin

 

Werkübersicht

Phase I

1930 - 1940

Diese erste Phase seines Schaffens wird durch die Freude an der sichtbaren Welt bestimmt.
In diesen Jahren, in denen er studierte und das Referendariat absolvierte, begegnete er den Breslauer Akademielehrern Otto Müller, Paul Holz und Oskar Moll. In den Kreisen dieser Maler sieht er sich angesiedelt. Viele Kohlezeichungen entstehen. Porträts, Stillleben, Interieurs und Landschaften sind Motive dieser Phase. Ausgangspunkt seiner Bilder ist immer die Natur, die er mit eigenen Empfindungen anreichert, um den Ausdruck zu steigern. Während der Tätigkeit als Lehrer malt er weiter. Die Ausstellung “Entartete Kunst”, die 1939 in Berlin stattfand, beeindruckt Thoma stark und veranlasst ihn, seinen bisherigen Malstil zu überdenken. “Meine positive Einstellung zur Welt und mein Glaube, dass das Sehbild als Sujet für den Maler ausreiche, waren am Ende.“ Aus dieser Periode sind nur noch wenige Werke erhalten.

Phase II

1948 - 1957

Die zweite Phase seines Schaffens beginnt mit der Heimkehr aus der sowjetischen Gefangenschaft. Sein Hauptinteresse gilt nun der in- und ausländischen Kunst, die während der Kriegsjahre geschaffen worden war. Ihn beschäftigen insbesondere Picasso, Braques, Klee und Max Ernst.
Seine Malerei beginnt, sich vom Sehbild weg zu bewegen. Erste tastende Versuche im Sinne einer Auseinandersetzung mit dem Kubismus finden statt. Die Umwelt wird von ihm fragmentarisch erlebt, die Gegenstände in seinen Bildern werden zerlegt, zerteilt und ineinander verschränkt. Auch schafft er eine Serie zumeist kleinformatiger Gemälde, in denen Phantasiefiguren in einem Netz von Symbolzeichen eigentümlich verwoben sind. Das Ende dieser Periode markieren sperrig ineinander geschobene Gestänge, die romantisch-technoide Landschaften bilden und einen Blick in die Traumwelt einer irrationalen Industrie freigeben.

Phase III

1957 - 1964

Die dritte Phase ist durch die Lockerung des Malstils gekennzeichnet. Die Bilder dieser Zeit entstanden gefühlsmäßig und impulsiv nur aus einem Farbfleck heraus. Graphische Elemente verselbständigen sich schließlich zu Pinselzügen, wobei Thoma aber nie, wie er später erkennt, den Bezug zur Natur verliert. An japanische Kalligraphien erinnern nun seine Landschaften, in denen er mit dem Kontrast von Hell und Dunkel arbeitet und die bildimmanenten Bewegungen und Strömungen selbst sprechen lässt. Inspiriert wird er durch die Insel Cres, die er in dieser Zeit zum erstenmal besucht und die für seine Arbeit bedeutsam wird. Zum Ende dieser Phase entstehen neben den mit Landschaften “spielenden” Aquarellen auch deutliche Bilder von Frauenkörpern. “Was war eigentlich konstant in meiner Malerei seit 1930 geblieben? Die immer wieder sich wiederholende Neigung zur menschlichen Figur, zur Landschaft und zum Stillleben!”

Phase IV

1964 - 1984 

Den in dieser vierten Phase geschaffenen Gemälden dienten Collagen, die Thoma ausschließlich aus Schwarz-Weiß-Fotos herstellte, als Grundlage. Sie sind also gemalte Collagen, in denen sich Gliedmaßen in ungewöhnlichen Proportionen ineinander verschränken, stapeln, türmen und so eigenwillige Skulpturen bilden. Zunächst noch ohne Hintergrund, werden sie später in eine Landschaft eingebettet. Von 1966 - 1979 verschwindet der menschliche Kopf aus den Werken Helmut Thomas, ab 1974 ist er, versteckt hinter Fingergliedern, wieder zu ahnen, im “Stillleben mit dem kranken Maler” (Februar 1979) erhält er sein Gesicht zurück. Hauptmotive der Bilder bis zum Ende der 70er Jahre sind Früchte, Gemüse, Blumen und Tiere. Die Arbeiten aus den Jahren 1980 - 1984 wirken wie Potpourris, die versuchen, den Durchschnitts-Bürger - oder Intellektuellen - im späten 20. Jahrhundert auf die Leinwand zu bannen. So entstehen “Seelenlandschaften”. Das Werk reicht von kleinen bis zu sehr großen Bildern in Öl, Acryl und Aquatec, von zarten Aquarellen bis zu kräftigen Kohlezeichnungen.

Phase V

1984 - 1993

In Thomas Spätwerk spielt der Kopf wieder eine bedeutsame Rolle. “Diese Bilder sind jedoch keine Porträts, sie versuchen vielmehr, die Vielfalt des einzelnen Menschen zu zeigen, ohne einen bestimmten zu meinen.” Hier spielt Thoma mit den Stilen Kubismus, Expressionismus und Tachismus. Zunächst setzt er seine Reihe “Zeitgenossen-Bilder” fort und schafft einige bedeutende Selbstportraits (zum Beispiel “Rochus Selbst hinter Scherben, 1989). Da seine Kraft nachlässt, entstehen ab 1987 viele kleinformatige Bilder, die “Lumpenbilder”. Auf Kleider- und Stoffresten bringt er seine Arbeiten unter. Kaputte Köpfe kommen wieder zum Vorschein: der “Verkehrtkopf”, der “Querkopf” und der “Spaltkopf”. Andere Köpfe sind zerhackt, senkrecht, waagerecht oder kreuz und quer zerschnitten und mit Löchern versehen. So drückt Thoma nun in einem Gesicht aus, was er vorher durch die Zusammensetzung mehrerer Köpfe darstellte: Zerrissenheit, Zerstörung, Verlust der (oder Suche nach) Identität. Neben den Lumpenbildern entstehen Kohle- und farbige Arbeiten, in denen Drähte, Gegenstände und Muster den Kopf teilweise überlagern und verdecken.

 

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